Wie ich im neuen Semester bewerte – ohne Prüfungen und ohne Zwischennoten

Ich muss bei meinen Klassen (Deutsch, Gymnasium) Semesternoten (manchmal Jahresnoten) eintragen. Diese Noten müssen gewisse Anforderungen erfüllen, sie müssen transparent entstehen und begründbar sein.

Der Standard an Schweizer Gymnasien sind mehrere Bewertungsanlässe (oft Prüfungen oder Aufsätze), die jeweils benotet werde. Die Zeugnisnote errechnet sich dann als (gewichteter) Durchschnitt dieser Noten.

Dieses System hat viele Schwächen. Es fokussiert die Energie auf diese Prüfungen, Lernende müssen ihre Aufmerksamkeit von allem abziehen, was nicht benotet wird. Noten entstehen oft zufällig, sind ungenau. Oft entscheiden dann Tagesform sowie etwas Glück oder Pech über die konkrete Zeugnisnote.

In diesem Semester erprobe ich ein neues Verfahren. Ich habe es hier genau beschrieben. Die Inspiration habe ich von Katarina Gromova und Peter Liljedahl. Im Folgenden eine Zusammenfassung:

  1. Ich verwende ein Kompetenzraster, das abbildet, was die Schüler*innen können sollten.
  2. Im Unterricht erhalten sie Aufgaben, mit denen sie diese Kompetenzen nachweisen können.
  3. Sobald sie eine Kompetenz zwei Mal nachgewiesen haben, gilt sie für dieses Semester als vorhanden.
  4. Wer viele Kompetenzen nachgewiesen hat, erhält eine bessere Note als jemand, der*die weniger nachgewiesen hat.

Das System hat aus meiner Sicht mehrere Vorteile:

  • Es verhindert Bullshit-Aufgaben, bei denen Schüler*innen zu irgendwas gezwungen werden oder irgendwas hinschreiben. Was Lernende tun, ist immer direkt auf relevante Kompetenzen bezogen.
  • Schüler*innen können sich im Lauf des Semesters nur verbessern, nie verschlechtern.
  • Eine willkürliche Gewichtung und Rechnerei entfällt, es gibt einen direkten Weg von der »Leistung« zur Note.

Aktuell erprobe ich das Verfahren, nach den ersten Erfahrungen ziehe ich hier Bilanz.

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