Eigene Erfahrungen mit Noten reflektieren

Wie Menschen über Noten denken, hängt stark damit zusammen, wie sie als Schüler:innen Noten wahrgenommen haben. Wer an Noten hängt, folgt oft einer der folgenden Vorstellungen:

  1. «Ich habe mich angestrengt in der Schule und gute Leistungen erbracht. Im Gegensatz zu anderen, die das nicht gemacht haben, habe ich deshalb die guten Noten, die ich erhalten habe, verdient.» 
  2. «Im Fach X hatte ich schlechte Noten. Das war berechtigt, weil ich da wirklich kein Talent habe und zu wenig gearbeitet habe. Durch die schlechten Noten habe ich das gemerkt.» 

Beide Vorstellungen blenden vieles aus: Die erste etwa die Schüler:innen, die sich auch angestrengt hatten, aber keine guten Noten erhalten haben; weil sie nicht den Vorstellungen von guten Schüler:innen entsprochen hatten. Bei der zweiten geht vergessen, dass Noten die schlechte Arbeitshaltung und den Eindruck, (zu) wenig Begabung zu haben, möglicherweise erzeugt oder verstärkt haben.

Wer Noten gibt oder über Noten nachdenkt, sollte zu den eigenen Erfahrungen in eine reflexive Distanz treten. Das gelingt mit folgenden Fragen:

  1. Welche Emotionen haben Noten bei mir ausgelöst?
  2. Was habe ich gelernt oder geleistet, obwohl oder gerade weil es nicht benotet worden ist?
  3. Wie habe ich Mitschüler:innen mit besonders guten und solche mit besonders schlechten Noten wahrgenommen?
  4. Was hat bei mir den Eindruck ausgelöst, Noten seien ein genaues bzw. auch ein fehlerhaftes Instrument, im Leistungen abzubilden?
  5. Wenn ich Noten nicht als Belohnung oder Bestrafung erhalten hätte – was wäre an ihre Stelle getreten?
  6. Konnte ich gut einschätzen, für welche Leistung ich welche Noten erhalten würde? Warum ja, warum nein?

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