Noten und psychische Gesundheit
Vor ein paar Wochen ist der oben verlinkte Artikel von Marah Rikli in der Republik erschienen. Darin konnte ich ein paar Aussagen zur psychischen Auswirkung von Noten sagen. Der zentrale Punkt ist, dass auch gute Noten Schaden anrichten bei Schüler*innen. Ich zitiere hier einfach die Abschnitte aus dem Text, der als ganzer lesenswert ist. (Das ist der Link zu Teil 1, der sich auch lohnt.)
Zunehmend stehen auch Schulnoten, die hohen Anforderungen bei der Lehrstellensuche oder Aufnahmeprüfungen unter Verdacht, Kinder und Jugendliche psychisch zu belasten. Damit beschäftigt sich unter anderem der Gymnasiallehrer und Kulturwissenschaftler Philippe Wampfler. In seinem Buch «Eine Schule ohne Noten» schildert er, dass Noten bereits für Kinder in der Primarschule frustrierend sein können. Und er sagt: «Ich kenne Erwachsene, die haben bis heute Traumata deswegen oder Angst, zu versagen.»
Noten seien generell ein Stressfaktor für Kinder und Jugendliche, sagt Wampfler: «Bei Lernenden, die schlechte Noten erhalten, führen Noten oft zu Frustration und einem schlechten Selbstwert. Und bei leistungsorientierten Kindern zu einem sogenannten imposter syndrome – dem Hochstapler-Syndrom.»
Menschen, die unter einem solchen Syndrom leiden, haben ständig Angst, zu versagen oder als unfähig und unwissend entlarvt zu werden. Sie verausgaben sich daher im Beruf oder in der Schule so stark, dass manche an einem Burn-out oder einer Depression erkranken.
Noten würden Kinder viel zu selbstkritisch machen, sagt Wampfler. Sie hätten etwa das Gefühl, eine gute Note sei nur durch Glück entstanden oder sie stehe ihnen eigentlich gar nicht zu. «Die Vorstellung, Noten würden junge Menschen motivieren, ist absurd: Sie verengen den Fokus und verunmöglichen es Lehrenden wie Lernenden, ganzheitlich über Lernprozesse nachzudenken.» Zudem rückten durch den starken Fokus auf Noten andere Faktoren in den Hintergrund, die für die psychische Gesundheit der Schüler relevant wären.