Das Problem der Fehlerkultur
So richtig systematisch schaffe ich es nicht, einen Newsletter mit drei Rubriken zu schreiben… Heute stehen hier einfach wieder ein paar Gedanken zum Thema Fehlerkultur. Nächste Woche geht's dann vielleicht besser…
Fehlerkultur besteht kurz formuliert darin, Fehler produktiv zu nutzen. Sie als Ausgangspunkt für Lernen und Reflexion zu verstehen. Eine Fehlerkultur braucht viele und regelmäßige Fehler – sie sind der Start von etwas Kreativem, Konstruktivem. Eine gute Fehlerkultur schafft Gelegenheiten, um Fehler zu machen, sie ermutigt Menschen dazu.
Noten hingegen schaffen bestenfalls eine destruktive Fehlerkultur. Fehler führen zu Punktabzug und schlechten Noten. Lernende versuchen alles, um sie zu vermeiden, weil sie mit Anreizen dazu gezwungen werden.
Die besten Lernprojekte sind die, bei denen Lernende etwas für sie Neues wagen und dabei merken, was funktioniert und was nicht. Wird das benotet, dann führen Aspekte der Fairness (Transparenz der Kriterien etc.) dazu, dass das kaum noch gelingt. Lernende reproduzieren Muster und versuchen, Fehler so stark wie möglich zu vermeiden.
Man könnte denken, dass man halt die Kriterien anpassen müsste – also z.B. indem man denen gute Noten gibt, die viele Fehler machen. Das steht aber völlig quer zum Leistungsverständnis, das hinter Noten steht. Wer einen Fehler nicht macht (oder sogar aus einem Fehler von anderen etwas gelernt hat) – erbringt die Person dann eine bessere oder schlechter Leistung als die, welche den Fehler gemacht hat?
Kurz: Fehlerkultur hat mit offenem Feedback und Reflexion sehr viel zu tun. Sowohl Feedback als auch Reflexion leiden darunter, wenn eine Bewertung mit einfließt. Wenn ich ganz ehrlich über meine Leistung nachdenken soll, dann stört mich die Vorstellung, die Leistung oder die Reflexion würden bewertet.